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Elsass - Die Malerische

Kaum eine  andere Weinregion Frankreichs nimmt den Besucher so gefangen wie das Elsass. Zwischen Rheinebene und Vogesen liegen Eguisheim und Riquewihr, Ribeauvillè oder Mittelbergheim - prächtige, blumengeschmückte Renaissancedörfer. Sie zeugen noch heute vom Wohlstand der Winzer im 15. und 16. Jahrhundert, als elsässische Weine in ganz Europa ein Exportschlager waren.

Elsässer Weine fallen aus dem Rahmen des französischen Weingesetzes, nicht zuletzt wegen der langen Zugehörigkeit der Region zu Deutschland - erst seit 1945 gehört sie unumstritten zu Frankreich. Es gibt nur drei Ursprungsbezeichnungen (Appellation d´Origine Contrôlée), die jeweils für die gesamt Region gelten - eine für die Rebsortenweine, eine für die Grands Crus und eine für den Crémant d´Alsace, den Schaumwein. Auch die Rebsortenstruktur unterscheidet sich von jener der übrigen französischen Anbaugebiete: Sie ähnelt vielmehr den Weinregionen jenseits des Rheins, in Deutschland. Doch Elsässer Weine sind von ganz anderer Stilistik als ihre deutschen Pendants, sie entsprechen eher dem Charakter der malerischen, reich verzierten Winzergebäude, sind üppiger und reichhaltiger.

Entlang der 170 Kilometer langen Route du Vin stehen rund 14 450 Hektar Reben. Von Marlenheim im Norden bis Thann im Süden schlängelt sich die Weinstraße, Weinberg an Weinberg aneinander gereiht bis auf eine winzige Exklave bei Wissembourg hoch im elsässischen Norden. Jahr für Jahr werden rund 1,2 Millionen Hektoliter Wein erzeugt, umgerechnet 160 Millionen Flaschen. Nur acht Prozent von diesen stammen von roten Trauben - das Elsass ist eben eine Domäne des Weißweins.


BODENVIELFALT IM SCHUTZE DER VOGESEN

Das Elsass scheint wie für den Weinbau gemacht. Als der Mittelteil eines früheren Bergmassivs vor 50 Millionen Jahren langsam einzusinken begann, blieb im Westen der Gebirgszug der Vogesen erhalten, im Osten der Schwarzwald. In der Mitte fließt heute der Rhein, die Weinberge erstrecken sich jedoch nicht entlang des Flusses, sondern weiter westlich, an den ersten Vogesenhängen. Das Gebirge sorgt für warme, geschützte Klimabedingungen und hält Niederschläge ab. Aufgrund des  Grabenbruchs traten eine Fülle verschiedener geologischer Formationen an die elsässische Oberfläche: Sand und Kiesel, Mergel und Löß, Kalk und Ton, Schiefer und Granit, sogar Vulkangestein -  die Lage Rangen im südlichen Thann ist für diesen Untergrund berühmt. Je nach Bodenart unterscheidet sich die Charakteristik der Weine. Wer Elsässer Weine verkostet erkennt bald, dass ein Gewürztraminer von Granitböden anders schmeckt als einer von Muschelkalkböden.

Die Vielfalt der Böden spiegelt sich auch in den Grands Crus wieder, den mittlerweile 50 klassifizierten Spitzenlagen, die nach langen Diskussionen seit den 1970er Jahren ausgewählt und abgegrenzt wurden. Für die Weine aus diesen Lagen gelten niedrigere Hektarhöchsterträge als für die Elsässer Rebsortenweine: 80 Hektoliter sind als Basiswert für die Appellation Alsace Contrôlée erlaubt, 55 Hektoliter für die Grand Crus. Die im Vergleich mit anderen französischen Regionen  hohen Erträge sind mit ein Grund für das merkwürdig anmutende Nebeneinander von Massen- und Spitzenweinen im Elsass. Glücklicherweise geht der Trend immer mehr zu Letzteren - Elsässer Gewächse haben inzwischen wieder jenes Renommee erreicht, das sie am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit hatten.


HANDELSHÜUSER UND ENGAGIERTE NEWCOMER

Die traditionellen Handelshäuser, die négociants, spielen noch heute eine wichtige Rolle im elsässischen Weinbau. Entstanden sind sie vielfach im 17. und 18. Jahrhundert, als politisch unsichere Zeiten den Aufschwung im Weinbau beendeten.  Damals kauften die Händler Trauben, Most oder Wein von kleinen Winzern, sicherten ihnen so die Existenz und sorgten selbst für Ausbau und Vermarktung der Weine. An diesem Prinzip hat sich bis heute wenig geändert; einige der großen Handelshäuser erzeugen sogar, neben kommerziellen Standardweinen, unumstrittene Spitzengewächse. Trimbach, Hugel und Beyer sind drei der bekanntesten négociants, und ihre Bedeutung für den Elsässer Weinbau ist nach wie vor immens.

Ein weiteres Standbein der Region sind die Genossenschaften. Als erste entstand im Jahre 1895 die Cave Vinicole von Ribeauvillé, und bald schlossen sich überall Winzer zusammen. Heute erzeugt allein die riesige Genossenschaft von Eguisheim unter dem Namen Wolfberger ein Zehntel des gesamten Elsässer Weines von rund 1250 Hektar Rebfläche. Dass solche riesigen Betriebe nicht ausschließlich erstklassige Gewächse anbieten könne, scheint logisch. Verblüffend ist eher, welche Erfolge so mancher Genossenschaftswein bei Prämierungen erzielt. Vor allem die Cave Vinicole von Pfaffenheim hat sich unter die besten Erzeuger der Region vorgearbeitet.

Seit einigen Jahren machen neben Handelhäusern und Genossenschaften auch immer mehr der 1100 selbst vermarktenden Winzer mit ihren Weinen auf sich aufmerksam. Sie reduzieren häufig die Erträge auf ein Maß, das weit unter den gesetzlichen Höchstgrenzen liegt, oder übernehmen Ideen aus anderen Regionen Frankreichs. So hat in den letzten Jahren auch der Rotwein Einzug gehalten. Es wurde hier zwar schon früher Pinot Noir kultiviert, aber fast immer als kirschrotes Mittelding zwischen Rosé und Rotwein ausgebaut und gekühlt serviert. Nun versuchen sich einige Winzer auch an echten Roten, experimentieren mit längerer Maischegärung und Fasslagerung. Auch Barrique-Ausbau, der dem Wein mehr oder weniger deutliche Eichenaromen vermittelt, ist in den letzten Jahren in Mode gekommen. Einige der im kleinen Holzfass gereiften Pinot-Noir-Weine müssen sich vor großen roten Burgundern keineswegs mehr verstecken. Manche Winzer beschäftigen sich auch mit im Barrique vergorenen Weißweinen - da und dort entdeckt der Elsass-Reisende Pinot Gris oder Sylvaner, die einige Monate in 225 Liter fassenden Barriques verbracht haben. In kleinen Mengen wird Pinot Noir auch als weiß gekelterter Blanc de Noirs auf den Markt gebracht.


RENAISSANCE DER SCHAUMWEINE

Die edelsüßen Spezialitäten, die Vendanges tardives und Sélections de grains nobles, haben in den letzten Jahren einen Aufschwung erfahren. Eine mindestens ebenso erfolgreiche Neuerung im Elsässer Weinbau ist der Crémant d´Alsace, der Elsässer Schaumwein. Obwohl er hier bereits Ende des 19. Jahrhunderts vereinzelt produziert wurde, stammt die gesetzliche Anerkennung erst aus dem Jahr 1976. Crémants werden ausschließlich im klassischen Flaschengärverfahren gewonnen, lagern mindesten neun Monate auf der Hefe und bestehen meist aus den Rebsorten Pinot Blanc, Pinot Gris und Sylvaner, manchmal aus Chardonnay - die Sorte ist nur für Schaumwein zugelassen -, selten aus Riesling. Crémant d´ Alsace hat sich binnen weniger Jahre zu einem Renner in Frankreich und im Export entwickelt, 14 Prozent aller elsässischen Gewächse schäumen mittlerweile.

Eine andere traditionsreiche Kategorie von Weinen befindet sich dagegen im freien Fall. Der Edelzwicker, im frühen 20. Jahrhundert eine durchaus hochwertige Cuvée edler Rebsorten und somit die Steigerung des längst nicht mehr erlaubten einfachen Zwickers, hat kaum noch Bedeutung. In der Praxis der letzen Jahrzehnte ist dieser Wein zum „Abfalleimer" der elsässischen Winzer mutiert. Nur wenige anspruchsvolle Erzeuger (z.B. Hugel) bieten heute noch Edelzwicker an, manchmal unter dem noch nicht so missbrauchten französischen Begriff Gentil.


DIE SIEBEN REBEN DES ELSASS

Beinah alle stillen Elsässer Weine werden sortenrein ausgebaut. Im Allgemeinen spricht man nur von den sieben Reben des Elsass und meint damit Riesling, Gewürztraminer, Muscat, Pinot Gris, Sylvaner, Pinot Blanc und  - als einzige rote Sorte  - Pinot Noir. Doch es existieren noch weiter Varietäten, deren Namen hin und wieder auf den Etiketten zu lesen sind. Chasselas war früher weit verbreitet, bedeckt heute aber nur noch wenige Hektar - die Rebe ergibt meist neutrale Alltagsweine und steht damit in einer Reihe mit Sylvaner und Pinot Blanc. Diesen drei Rebsorten wird im Elsass nur selten jene Aufmerksamkeit zuteil, wie sie die Edelsorten Riesling und Gewürztraminer, Muscat und Pinot Gris erfahren. Letzterer wurde früher ausschließlich als Tokay d´Alsace bezeichnet, ist aber mit dem ungarischen Namensvetter nicht verwandt. Mittlerweile darf die Bezeichnung Tokay nur noch in Verbindung mit Pinot Gris verwendet werden.

Hinter dem Muscat verbergen sich gleich zwei verschiedne Sorten: Muscat Blanc á Petits Grand und Muscat-Ottonel werden fast immer miteinander verschnitten. Ähnlich verhält es sich beim Pinot Blanc:  Der echte Pinot Blanc und der Auxerrois werden  meist assembliert und nur gelegentlich sortenrein abgefüllt. Ausschließlich innerhalb der Gemeindegrenzen von Heiligenstein darf der Klevener de Heiligenstein erzeugt werden, ein weniger blumiger Verwandter des Gewürztraminers. Ansonsten ist Klevner ( ohne das zweite e) als Synonym für Pinot Blanc gebräuchlich


SÜSS ODER NICHT SÜSS

Ob ein Elsässer Wein trocken oder süß ist, steht nicht auf dem Etikett. Zwar sind sowohl Sylvaner als auch Pinot Blanc fast immer durchgegoren, und auch die meisten Muscats werden ohne erwähnenswerte Süße auf die Flasche gebracht. Anders verhält es sich jedoch mit den Rebsorten Riesling, Pinot Gris und Gewürztraminer. Einige Winzer sind für ihren konsequent trockenen Stil bekannt, doch viele Grand-Cru-Weine haben einen deutlich spürbaren Zuckerrest, der die nicht selten 13 oder 14 Alkoholprozente abpuffert.

Die ganz süßen Weine, die Auslesen und Beerenauslesen, haben eine lange Tradition im Elsass und wurden bereits vor Jahrhunderten erzeugt. Im größeren Stil produzieren die Winzer sie aber erst seit einigen Jahren;  1984 schuf die französischen Kontrollbehörde INAO die rechtlichen Voraussetzungen. Für Vendanges tardives  - Spät- oder Auslesen -sind Mostgewichte von mindestens 95 Grad Oechsle vorgeschrieben. Die Sélections de grains nobles - Beerenauslesen - dürfen nur aus Trauben erzeugt werden, die mindesten 110 Grand Oechsle aufweisen. Die qualitätsbewusstesten Winzer überschreiten die geforderten Mostgewichte allerdings oftmals im erheblichen Maß.

Beide Kategorien von Süßweinen dürfen nicht chaptalisiert werden, für alle elsässischen Weine ist diese Praxis jedoch durchaus legal und üblich. Im Vergleich mit den weltberühmten deutschen Beeren- und Trockenbeerenauslesen weisen die Elsässer Süßweine meist etwas weniger Restzucker, aber dafür mehr Alkohol auf. In dieser Hinsicht ähneln sie mehr den Kollegen aus Sauternes.

Äußerst selten begegnet man im Elsass Strohwein sowie Eiswein: Nur eine Hand voll engagierter Winzer wagt sich an diese süßen Spezialitäten.

(entnommen aus dem vorzüglichen und umfangreichen Werk Wein" vom André Dominé aus dem Jahre 2000, in Teilen zitiert)


Weine aus dem Elsass im edelrausch-online-weinshop:

Pinot Blanc AC, Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Ein Weißburgunder mit wunderbarem Preis-Genuss-Verhältnis. Das Bukett besticht mit einer Duftfülle von Aprikosen, Melone und Blumen. Den Gaumen erfrischen Nuancen von Ananas, eine feine Mineralität und ein eleganter Schmelz.

Sylvaner Vieilles Vignes, Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Ein gehaltvoller und dabei sehr eleganter Sylvaner. Im Bouquet dominieren mineralische Noten mit einem Hauch von Feuerstein. Weich und fülig fließt dieser Wein über die Zunge, seine Aromen sind zurückhaltend, …  

Pinot Noir AC, Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Dieser typischerweise leichte Pinot präsentiert eine herbe Kirschfrucht mit floralen Noten und Untertönen von Himbeeren... 

Riesling Alsace AC, Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Ein Basis-Riesling par Excellence mit kräftiger Frucht und schöner Mineralität. Sehr gute Balance zwischen Fülle und knackiger Fruchtsäure. Probieren Sie ihn einmal zu leichten, fernöstlichen Gerichten.  

Gewürztraminer AC, Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Das offene Bouquet dieser besonderen Rebsorte bietet ein feines Gewürzparfüm und den typischen Rosenduft. Am Gaumen saftig, mit Aromen von Pfirsich, Orangeat und Kräutern, harmoniert sein langes Finale mit kräftigen, aromatischen Gerichten wie Räucherlachs, Rehbraten, Gänseleber oder Munster-Käse.  

Pinot Gris AC, Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Wie gut man bei Paul Blanck mit dem schwierigen Grauburgunder umgehen kann, wird schon an der Nase deutlich: ein Mandel-Honig-Duft mit Aprikosennuancen strömt aus dem Glas...

Riesling „Patergarten", Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Der Riesling aus der Einzellage „Patergarten" bietet einen herrlichen Duft nach Apfel, Grapefruit und Feuerstein, mit Nuancen von Pfeffer. Auf der Zunge zeigt sich eine brillante Mineralität mit zarter Salznote. 

Muscat d`Alsace, Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Auch der Muscat aus dem Hause Blanck reift einige Monate in großen Holzfässern, wo er atmen kann und eine sanfte Oxidation eintritt, die zur Öffnung des Aromenstrausses beiträgt. Er präsentiert sich ausdrucksstark in Farbe, Duft und Geschmack... 

Riesling Grand Cru Fürstentum", Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Aus der Grand Cru Lage „Fürstentum" mit ihren kalkhaltigen Böden stammt dieser reichhaltige Wein. Nach der Lese reift der Most zwölf Monate auf der Hefe im Fuder und zwei Jahre auf der Flasche, und so entwickeln sich üppige Aromen von exotischen Früchten und eine deutliche mineralische Würze. Ein großartiger, ausgewogener Tropfen. 

Gewürztraminer Altenbourg, Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Dieser Lagen-Wein reift für 6 bis 9 Monate in großen Holzfässern. In den Holzfässern kann der Wein atmen, eine sanfte Oxidation tritt ein, die zur Öffnung des Aromenstrausses beiträgt. Erst nach ein bis zwei Jahren weiterer Reifung in der Flasche kommt er in den Handel. Goldfarben mit grünen Reflexen, präsentiert er intensive Aromen von Honig und verschiedenen kandierten Früchten wie Birne und Banane, daneben würzige Noten von Zimt, Kardamom und Brioche

Pinot Noir "F", Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Die Trauben für diesen besonderen Wein stammen aus der Grand Cru Lage Fürstentum, die auf 400 m Höhe liegt und nach Süden geneigt ist. Der Ausbau erfolgt für zehn bis zwölf Monate in Barrique-Fässern, ein Drittel neu, zwei Drittel zwei bis drei Jahre alt. Wir finden ein intensives Bouquet nach roten Früchten und Gewürzen, am Gaumen eine dichte Struktur und feste, seidige Tannine.

Riesling Grand Cru Wineck-Schlossberg", Elsass, Domaine Paul Blanck, Wein Frankreich
Der Name leitet sich von Schloss Wineck ab, das seit dem 12. Jahrhundert ganz von Weinbergen umgeben ist. Die hohe Rebdichte und der Granitboden führen zu enormen Extraktwerten und die resultierende Vielschichtigkeit der Aromen begeistert Nase und Gaumen. Wir finden Noten von Grapefruit, Mango und getrockneten Aprikosen, untermalt von würziger Mineralität und einer zarten Restsüße.

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