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Schweiz

Die Schweiz ist weltweit bekannt für Banken, Uhren und Käse. Von Schweizer Weinen hört man im Ausland hingegen selten. Bestenfalls bekommt man einige eher mittelmäßige Exemplare anlässlich kurioser folkloristischer Werbeveranstaltungen eingeschenkt, bei denen Fondue, Kuhglocken und Alphörner als Inbegriff des Schweizer Lebensgefühls aufgeboten werden.

Dabei gedeihen auf den 15 000 Hektar Rebfläche der Schweiz Trauben in hinreichender Menge, und die daraus hergestellten Weine können für sich selbst stehen. Nicht wenige erreichen heute internationales Format, doch entsprechende Anerkennung wird ihnen kaum zuteil. Noch immer wissen sogar die unmittelbaren Nachbarn der Schweiz oftmals mehr über neuseeländische oder chilenische Weine als über einige der ältesten Weinbauregionen im Herzen Europas.


VERZWEIGTE WEINGESCHICHTE

Die Schweiz ist ein föderaler Staat, der Menschen und Regionen mit verschiedenartigen kulturellen Hintergründen zu einer Einheit zusammenfasst. Es gibt vier Landessprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Auch die Weinbaugeschichte der Schweiz spiegelt diese Vielfalt der kulturellen Einflüsse und historischen Entwicklungen. Wahrscheinlich gelangte die Weinkultur auf mehreren Wegen auf das Territorium der heutigen Schweiz:

  • Von Massilia (Marseille), dem antiken griechischen Einfallstor der mitteleuropäischen Weinbaugeschichte, das Rhône-Tal aufwärts bis an den Genfer See und ins Unterwallis;
  • Von der Rhône durch das Doubs-Tal zur burgundischen Pforte und von dort einerseits auf die Schweizer Seite des Juragebirges, andererseits zum Hochrhein und an den Bodensee;
  • Aus der Lombardei ins Tessin und von dort über den San Bernardino ins Graubündner Rhein-Tal,
  • Aus dem Aosta-Tal über den Großen Sankt Bernhard ins Wallis.

Die römische Epoche, auf die der Beginn des Schweizer Weinbaus allgemein zurückgeführt wird, ist in diesem Bereich schwach dokumentiert. Zahlreichere Spuren hinterließen im 6. Jahrhundert die burgundischen Mönche. Sie gründeten nicht nur das Kloster St. Maurice (nahe Aigle), sondern gaben auch dem Genfer See eine erste rudimentäre Weingesetzgebung. In den darauf folgenden Jahrhunderten verbreitete sich mit den Klöstern auch der Weinbau. Anfang des 7. Jahrhunderts ist er am Mont Vully belegt. Mitte des 8. Jahrhunderts lassen sich Weinberge im Churer Rhein-Tal und am Bodensee nachweisen. Im Hochmittelalter schließlich war kein Landesteil ohne Reben. Sie wuchsen sogar noch im Berner Oberland. Trotz dieser Mengenproduktion konnte bis ins 16. Jahrhundert hinein der Binnenkonsum nur durch zusätzliche Einführen aus dem Elsass und aus Südbaden befriedigt werden.

Das 19. Jahrhundert brachte Ereignisse, die sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer Krise summierten. 1835 traten Baden, Württemberg und Bayern der deutschen Zollunion bei. Damit verloren die Ostschweizer Grenzkantone einen zwischenzeitlich bedeutend gewordenen Absatzmarkt. 1882 kam die Öffnung des Gotthard-Tunnels hinzu, der billige Importe aus Italien ermöglichte. Zwischen 1874 und 1907 eroberte die Reblaus alle großen Schweizer Weinbaugebiete. 1886 begann sich der Falsche Mehltau auszubreiten, ab 1898 folgte auch der Echte Mehltau nach. Die größte Ausdehnung der Rebfläche von 34 380 Hektar im Jahr 1884 fiel bis 1932 auf beinah ein Drittel, nämlich  12 457 Hektar, zurück. Erst in den 1970er Jahren kurbelte die steigende Inlandsnachfrage die Konjunktur wieder an. Die Schweiz weist derzeit mit 48 Litern pro Person einen recht hohen jährlichen Weinkonsum auf. Die Rebfläche beträgt heute beinah exakt 15 000 Hektar, mit weiterhin leicht steigender Tendenz.


GEOLOGIE, TOPOGRAFIE UND KLIMA

Die Alpen und ihre Ausläufer prägen die Bedingungen des Weinbaus fast überall in der Schweiz. In großer Nähe zu den Alpen finden sich Terroirs, die entstanden sind, als sich das Gebirge auffaltete. In den voralpinen Tälern und entlang der Seen wachsen die meisten Reben auf Gletschermoränen. Aber auch die klimatischen Bedingungen hängen von der unmittelbaren Nachbarschaft des Gebirges ab. Das Voralpenland variiert Höhenlage und Steilheit der Exposition, die Gebirgszüge selbst spenden immer wieder Regenschatten und dienen häufig auch als Windkanal. Die topografischen und klimatischen Einzigartigkeiten der verschiednen Landesteile spielen dabei, jede für sich, ihre ganz spezielle Stärken aus. Die Sonne scheint auf der Alpensüdseite im Jahresdurchschnitt weit über 2 000 Stunden lang. Dennoch sind sowohl im trockenen Wallis mit 400 Millimeter Jahresniederschlag als auch im Tessin, das mit 1 800 Millimeter als ausgesprochenen niederschlagsreich gilt, hervorragende Rotweine zu finden. Auf der Alpennordseite bringt Graubünden mit 1 700 Sonnenstunden vergleichbare Wucht ins Glas. Dort bläst der südliche Föhnwind, der so anschaulich „Traubenkocher" genannt wird, durch das Rhein-Tal. Wieder andere Regionen - wie etwa Neuenburg am Fuß des Jura - profitieren von ausgeprägten Tag-Nacht Temperaturdifferenzen. Steillagen in der Nähe von Gewässern gehören überdies auch im Schweizer Weinbau zu den qualitativen Leitmotiven.  

(entnommen aus dem vorzüglichen und umfangreichen Werk Wein" vom André Dominé aus dem Jahre 2000, in Teilen zitiert)


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