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Rueda / Castilla y Leon - Die Exzellenten

Kastilien und León ist mit seinen neun Provinzen die größte regionale Einheit mit eigenem Parlament in der Europäischen Union. Es ist vor allem Agrarland, weist aber für spanische Verhältnisse mit 64 000 Hektar Reben eine relativ kleine Rebfläche auf, von der bislang weniger als die Hälfte durch ein D.O.-Statut geschützt ist. Heute sind fünf Denominaciónes de Origen vergeben, aber die Anerkennung der sechsten D.O. nur für Rotweine und Rosados im Herzen Kastiliens, die Tierra de Medina, steht bevor.

Die Tradition des kastilischen Weinbaus reicht weit zurück, im 16. und 17.Jahrhundert erlebte er hier seine erste Blüte. Als treibende Kraft wirkte der Hof in Madrid. Der enorme Bedarf der schnell wachsenden neuen Hauptstadt musste gedeckt werden. Hinzu kam die große Nachfrage aus den Provinzen in Übersee, die eine Vergrößerung der Anbaufläche im gesamten Land zur Folge hatte. Wie groß die Gesamtfläche Kastiliens und Leóns Ende des 19. Jahrhunderts vor dem Einsetzen der Reblauskatastrophe wirklich war, ist nur schwer abzuschätzen. Doch einen Anhaltspunkt bietet das kleine Weißweingebiet Rueda, dessen ehemals 90 000 Hektar heute auf weniger als ein Zehntel geschrumpft sind. Trotz massiver Neupflanzungen nach den durch Reblausbefall verursachten Schäden hat die Rebfläche nie mehr die Größenordnung des 19. Jahrhunderts erreicht. In den 1950er Jahren mussten zudem viele Weinstöcke dem Getreide weichen, denn der nationale Getreideplan des Franco-Regimes verwandelte große Teile Kastiliens in Kornfelder.

Kastilien besitzt unter Kennern spanischer Weine einen exzellenten Ruf, der sich nicht nur auf die Ribera del Duero beschränkt. Die Weine gelten allgemein als charaktervoll, fruchtintensiv und kräftig. Fraglos haben die Boden- und Klimabedingungen einen wesentlichen Anteil am Profil der Weine. Kastilien und León stehen für karge Böden, extreme Temperaturen und in geringerem Maße für periodisch wiederkehrende Trockenheit. Sieht man vom Bierzo in León ab, bringen die Weinstöcke wenig Ertrag, der oft noch durch die Unbilden des Wetters dezimiert wird.


FÜNF QUALITÄTSWEINGEBIETE

Noch in den 1960er Jahren galten die Weingebiete Kastiliens als rückständig. Der Stern der Rioja stand in seinem Zenit. Heute konzentriert sich ein beträchtlicher Teil der großen Weine Spaniens auf diese autonome Region. Neben der Ribera del Duero sind weitere vier Zonen als Qualitätsweingebiete ausgewiesen. El Bierzo, ganz im Nordwesten gelegen, bringt die leichtesten Gewächse hervor, und Cigales, unweit von Valladolid, versorgt die Rosé-Liebhaber mit kräftigen Weinen. Toro bietet neben den katalanischen Prioratos die wohl gehaltvollsten Rotweine in ganz Spanien. Kein Wunder, denn Zamora steht in der Reihe der niederschlagsärmsten Provinzen des Landes an dritter Stelle. Rueda verlangt eine besondere Erwähnung, denn der Wandel von oxidativ ausgebauten Weißweinen hin zu den fruchtigen, feinnervigen Tropfen von heute ist spektakulär. Rueda könnte Spanien in naher Zukunft die ersten schlanken Weißweine mit Alterungspotential bescheren, denn die Möglichkeiten der Rebsorte Verdejo sind noch lange nicht ausgeschöpft.

Doch man begegnet in Kastilien und León nicht nur ansprechenden Tropfen aus Qualitätsweingebieten. Kräftige und weiche Rotweine wachsen bei Cebreros in der Provinz Àvila, deren Klasse inzwischen bekannte Weinmacher aus Rioja und Galicien angelockt hat, die hier eine neue Rotweinpersönlichkeit entdeckt zu haben glauben. Zu den Tafelweinklassikern gehören auch die Roten aus Valdevimbre-Los Oteros zwischen Benavente und León.

Überhaupt hat die Produktion von Premiumtafelweinen rund um das Duero-Becken zugenommen. Bodegas wie Abadia Retuerta, Mauro, Alta Pavina haben den tristen Ruf der Tafelweine gründlich rehabilitiert. Ein Großteil der renommierten Tafelweinerzeuger des Landes konzentriert sich heute auf Kastilien.

Um das Bild abzurunden, sei auf die Weine unmittelbar an der portugiesischen Grenze hingewiesen. Die Schluchten des Duero, wo der größte Fluss Kastiliens zur Grenze wird, teilen sich die Provinzen Salamanca und Zamora. Hier keltert man Rosados und mittelkräftige Rotweine, die möglicherweise nach Tierra de Medina durch eine siebte D.O. in der Region unter dem Namen Los Arribes reguliert werden.

Kellertechnisch ist Kastilien fraglos auf dem neuesten Stand. Doch die Entwicklung geht eher in Richtung einer kontrollierten Natürlichkeit. Man filtert nicht mehr so gründlich, und die Behandlung der Rebgärten wurde auf das Notwendigste reduziert, was in einer Gegend, die so rau ist, dass ihr Klima selbst dem Ungeziefer arg zu schaffen macht, keine Kunst ist.

(entnommen aus dem vorzüglichen und umfangreichen Werk "Wein" vom André Dominé aus dem Jahre 2000, in Teilen zitiert)

 

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