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 Die Nebbiolo-Anbaugebiete Nordpiemonts sind...

Piemont

Die Nebbiolo-Anbaugebiete Nordpiemonts sind wie Perlen einer Kette entlang des Sesia-Tals aufgereiht ...

Gattinara, das bekannteste Anbaugebiet der Piemonteser Voralpen, ist das flächenmäßig größte und weitgehend mit Spanna (Nebbiolo) bestockt. Die hier vorherrschenden feinen Schotterböden vulkanischen Ursprungs begünstigen einen gutstrukturierten Wein mit floralen und fruchtigen Noten, der am ehesten mit Barolo vergleichbar ist und eine ähnliche Lebensdauer besitzen kann. Die interessanteren Gattinara-Weine sind meist reinsortig aus Nebbiolo gekeltert, auch wenn die seit 1991 gültigen DOCG-Vorschriften die Zugabe von insgesamt zehn Prozent Vespolina und Bonarda erlauben, die den Wein ein wenig sanfter machen sollen. Nur wenige Kilometer weiter auf der östlichen Seite des Sesia-Tals liegt Ghemme, das bereits zur Provinz Novara gehört. Die rund 85 Hektar Rebhänge erhielten 1997 DOCG-Status. Bis 25 Prozent Vespolina und Uva Rara (die lokale Variante der Bonarda) dürfen dem Nebbiolo hinzugefügt werden, und auch hier hat man die überlangen Fassausbauzeiten per Gesetzt auf 20 Monate, für Riserva auf 25 Monate, reduziert.

Unweit von Gattinara, am westlich des Sesia gelegenen Höhenzug nördlich der Stadt Cossato, liegen vier DOC-Gebiete mit Spanna-Weinen. Der Bramaterra, der auf etwa 30 Hektar Vulkanböden gedeiht, ist meist weniger körperreich .. Im Dorf Lessona mit seinen nur acht Hektar Rebfläche wird die auf stark kieshaltigen, kalkarmen Böden gedeihende Spanna reinsortig gekeltert, jedoch meist mit Vespolina und Bonarda verschnitten. Das ergibt robuste, körperreiche, gelegentlich fast salzig wirkende Weine. Auf den 15 Hektar des Boca gedeihen Weine mit kerniger Tanninstruktur ... Die kürzlich geschaffene DOC Coste della Sesia dient den Erzeugern der vorgenannten Gebiete für Weine außerhalb bisheriger DOC-Grenzen ...

Am Eingang zum Aosta-Tal wechselt Nebbiolo erneut seinen Namen und wird nun Picutener genannt. Die steilen, bis zu 700 Meter hohen Terrassen im Moränenschotter gehen auf die Römer zurück. Schon damals werden die Erträge niedrig gewesen sein, denn der karge, steinige Boden und das raue Klima lassen kaum etwas anderes zu. Daher bringt das nach dem Bergdorf Carema benannte 40 Hektar große DOC-Gebiet originäre Weine hervor, deren Duft nach welken Rosen und Teer mit einem sich nur zögernd öffnenden Geschmack eindrucksvoll das Terroir spiegeln.

Das Monferrato und die berühmteren Langhe waren einst Inselgruppen im Adriatischen Meer, das in der Vorzeit die Po-Ebene bedeckte. Beide gehören zur selben geologischen Formation, ihre Sedimente unterscheiden sich jedoch in einem für den Weinbau wichtigen Punkt: Während südlich von Alba kalkhaltiger Mergel dominiert, sind die Böden der Hügel um die Städte Ast, Alessandria und Acqui stärker mit Sand durchsetzt. ... Das Alto Monferrato, der südliche Teil der Hügelgruppe mit der Stadt Canelli, ist vom Asti Spumante geprägt. Mit fast 700 000 Hektolitern Jahresproduktion liegt er an Platz zwei der italienischen Qualitätsweine. Der Schaumwein, der 1994 überraschenderweise den DOCG-Status erhielt, wird reinsortig aus Moscato Bianco, einem Abkömmling der Muskateller-Familie, gekeltert. .. Die Alternative zum Asti Spumante ist der jüngst in Mode gekommene Moscato d`Asti. Auch er wird reinsortig aus Moscato Bianco gekeltert und bei niedriger Temperatur langsam in Drucktanks vergören, unterscheidet sich vom Spumante gleicher Herkunft aber durch mehr Restsüße bei weniger Kohlensäure und Alkohol.

Das Mekka der Muskateller-Weine liegt im Gebiet der Herkunftsbezeichnung Loazzolo. Dort haben sich wenige Winzer auf einen Passito aus spät gelesenen, teils rosinierten Trauben spezialisiert. Ihr Süßwein mit einer Duftfülle nach Rosen , Veilchen, Melonen und Minze ist so rar wie teuer.

(entnommen aus dem vorzüglichen und umfangreichen Werk "Wein" von André Dominé aus dem Jahr 2000, in Teilen zitiert)

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