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 Mit knapp 16030 Hektar Rebfläche und...

Burgenland

Mit knapp 16030 Hektar Rebfläche und einer Jahresproduktion von rund 775 000 Hektolitern ist das Burgenland Österreichs zweitgrößtes Weinbauland nach Niederösterreich. Am Rand der ungarischen Tiefebene gelegen, profitiert es vom heißen, pannonischen Klima und eignet sich deshalb besser als jede andere Region des Landes zur Herstellung von Weißweinen aus voll- und  überreifen Trauben sowie für dichte, frucht- und tanninbetonte Rotweine.
Der größte Teil der Weinberge liegt im engeren oder weiteren Umkreis des Neusiedler Sees, einer Wasserfläche, die entscheidenden Einfluss nimmt auf die klimatischen Bedingungen des Gebiets. Während das Gelände im Nordosten größtenteils eben ist - wie im Bordeaux-Gebiet können aber schon leicht Geländeneigungen für die Weinqualität von Bedeutung sein -, findet man an der Westseite des Sees sanft geschwungene Hügellandschaften und steile Hanglagen am Leitha-Gebirge. Im Mittel- und Südburgenland trifft man dagegen überwiegend auf flachere Hügellagen. Weinbaumäßig ist das Land in vier ungleiche Bereiche aufgeteilt, die einerseits recht unglücklich gewählt, andererseits mit unklaren Bezeichnungen versehen wurden, wie zum Beispiel mit dem unbeholfenen Doppelnamen ?Neusiedlersee-Hügelland". Viele Winzer würden es deshalb begrüßen, wenn das gesamte Burgenland zu einem einzigen Weinbaugebiet deklariert würde.
Im Nordosten liegt das Anbaugebiet Neusiedlersee, das vor allem für seine Süßweine bekannt geworden ist. Neben den Süßweinen werden hier kräftige Weißweine gekeltert, darunter auch einige der besten Chardonnay-Produktionen des Landes. Die Rotweine gelingen hier meist besser als Verschnitt, entweder zwischen verschiedenen einheimischen Sorten, aber auch zwischen einheimischen und internationalen Sorten. Beachtenswert sind vor allem die Weine der Vermarktungsgemeinschaft ?Pannobile", einer kleinen Gruppe von Spitzenwinzern, die allesamt Weine im Barrique ausbauen.
An den nordwestlichen und westlichen Ufern des Sees liegt jenes Gebiet mit dem langen  Namen Neusiedlersee-Hügelland. Hier ist die Lagenvielfalt weit größer, da zwischen dem Seeufer und den angrenzenden Hügeln einerseits und den Hängen des Leitha-Gebirgs andererseits nicht nur klimatische Unterschiede bestehen, sondern auch die Bodenzusammensetzung stark variiert. Neben exzellentem Blaufränkisch und Zweigelt gedeihen hier auch ausgezeichnete Weißweine, wobei nicht nur Chardonnay, sondern selbst Sauvignon Blanc überzeugende Resultate erbringen. Auch wenn das Zentrum des Gebiets, die Seestadt Rust, in erster Linie für seinen süßen Ausbruch bekannt ist, liegen die eigentlichen Stärken de Neusiedlersee-Hügellands zweifellos im Bereich der trocken ausgebauten Weiß- und Rotweine, die viel Kraft und zugleich Finesse mitbringen.

In südlicher Richtung wird das Gelände dann zunehmend hügeliger, dagegen büßt das Sortenspektrum an Vielfalt ein. Vor allem im Mittelburgenland, das sich am Südufer des Neusiedler Sees anschließt, beherrscht die Sorte Blaufränkisch fast monopolartig die Anbauflächen. Beim Ausbau im klassischen Holzfass wie auch im Barrique kann sie herrliche Resultate hervorbringe. Etwas weniger dominant, aber immer noch für die besten Weine verantwortlich, ist dieselbe Sorte im Südburgenland, dicht an der Grenze zur Steiermark gelegen. Im vielleicht besten unbekannten Weinbaugebiet Europas werden daraus wundervoll fruchtige, würzige Rotweine gekeltert, deren einziger wirklicher Nachteil die geringen Mengen sind, die davon auf den Markt gelangen.

KADERSCHMIEDE WISSBEGIERIGER WEINJÜNGER

In der Weinstadt Rust - auch sehenswert wegen ihrer denkmalgeschützten Altstadt - befindet sich mit der Weinakademie Österreich ein Zentrum des Weinwissens besonderer Art. Von Einsteigerkursen über Weinerlebnisse, kulinarische Wochenenden bis zur Vorbereitung auf den weltweit begehrten Titel ?Master of Wine" wird ein breites Spektrum an Fortbildung auf vielen Niveaus geboten.

(entnommen aus dem vorzüglichen und umfangreichen Werk ?Wein" vom André Dominé aus dem Jahre 2000, in Teilen zitiert)

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