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 Die Rioja ist Spaniens berühmtestes...

Rioja

Die Rioja ist Spaniens berühmtestes Weingebiet. Hier wurden bereits von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an hochwertige Rotweine er­zeugt. Bis auf wenige Ausnahmen einzelner Bode­gas in anderen Anbaugebieten stellte die Rioja bis in die 1980er Jahre alle bemerkenswerten spani­sche Rotweine ... Nicht von ungefähr wurde der Rioja als bis­lang einzigem Anbaugebiet 1991 die Denomina­cion de Origen Califieada verliehen, die aller­höchste Appellationsstufe Spaniens.

Das Weingebiet der D.O.Ca. Rioja beschränkt sich nicht auf die politischen Grenzen der auto­nomen Region und teilt sich in drei Unterzonen ein, die jeweils unterschiedliche Weintypen her­vorbringen. Die Rioja Alta im Westen ist berühmt für feine, elegante Weine mit nur mäßigem Alko­holgehalt. Der baskische Teil, die Rioja Alavesa, ist bekannt für seine besonders fruchtigen Ge­wächse. In der Rioja Baja, die sich östlich von Lo­grono bis nach Navarra hinein erstreckt, wachsen auf den Schwemmböden des Ebro tiefdunkle Trauben mit höherem Alkoholpotential.

Die Rioja Alta auf der gegenüberliegenden Seite des Ebro ist das Gebiet der großen, alten Bodegas. In dem leicht hügeligen Gelände befinden sich legendäre Weinberge, die schon seit vielen hundert Jahren Spitzenqualitäten erbringen. Die Rioja Alta stellt mit über 20000 Hektar, die ebenfalls überwiegend mit Tempra­nillo bestockt sind, den größten Teil der Rioja. Die Rioja Baja südlich von Logroiio dehnt sich über eine wesentlich größere Fläche bis nach Al­faro im Osten aus, aber in Bezug auf die Wein­fläche kommt sie mit gut 17000 Hektar nur auf den zweiten Rang.

Viele der klassischen Bodegas der Rioja verfügen über keine oder sehr wenige eigene Rebgärten. Sie kaufen in allen drei Unterzonen Lesegut und pas­sen ihre Cuvees den jeweiligen Bedingungen der Jahrgänge an. Diesen klassischen Bodegas, die traditionsgemäß feine Weine von leuchtender rubinroter Farbe mit langem Barrique-Lager ausbauen, stehen heute die so genannten Château-Weingüter der neuen Generation gegenüber. Sie keltern ihre Weine nur aus eigenem Lesegut, belassen die roten Moste länger in Kontakt mit den Schalen, um eine dun­klere Farbe und mehr Extraktion zu erreichen, und verkürzen den Ausbau im Holz, benutzen aber neue Barriques.

Die wichtigste Traube der Rioja ist zweifellos der fruchtige Tempranillo, der feine Tannine und ein erstaunliches Alterungspotential besitzt. Er­gänzt wird er durch die Garnacha, die Farbe und Körper bringt, sowie den eigenwilligen, säurer­eichen Graciano und den gröberen, doch tannin­- und farbintensiveren Mazuelo. Trotz einiger interessanter weißer Gewächse ist und bleibt die Rioja ein Rotweinland."

WIE MAN IN DER RIO]A WEIN BEREITET

"In der Altstadt von Logrono, der Hauptstadt der Rioja, reiht sich eine Weinschenke an die an­dere. Jede ist auf andere Tapas spezialisiert, und jede ist besonders stolz auf ihren in großen Be­chern ausgeschenkten Wein, in der Regel ein Vino Joven. Diese violett leuchtend, ausgesprochen fruchtbetonten, meist nach Kirschen duftenden und schmeckenden Jungweine sind eine traditio­nelle Spezialität des Gebiets und stehen insbeson­dere bei den Basken hoch in Kurs. Noch vor we­nigen Jahren machte Vino Joven mehr als 50 Pro­zent des Rioja-Weins aus. Erst der Weinboom am Ende der 1990er trieb die Traubenpreise so in die Höhe, dass die aufwändigeren und teurer zu verkaufenden Weine mit mehr Reife die Oberhand gewannen.

Der Ruf der Riojas gründet sich ... auf aufwän­digere und in Holz ausgebaute Weine. ... Heute beginnt auch in der Rioja die Qualitäts­kontrolle oft bereits im Weinberg, sodass schon frühzeitig Selektionen durchgeführt werden. Nach mehreren Abstichen wird der Wein in Bar­rique-Fässer gefüllt, die in einem der großen über- ­oder unterirdischen Fasskeller lagern.

Je nach Qualität verbringen die Rotweine eine be­stimmte Zeit in Eiche, wobei die vom Consejo Reguladar vorgeschriebenen Ausbauzeiten oft überschritten werden. ... Klassische Riojas sind im Grunde feine Weine, die durch lange Holzlagerung eine klare, rubinrote Farbe aufweisen und nicht durch übermächtigen Körper glänzen. Die Riojas der neuen Generation stellen sich hingegen völlig anders dar. Mit länge­ren Maischestandzeiten gibt man den Weinen mehr Farbe und Tannine, der Holzausbau wird meist auf das gesetzliche Minimum verkürzt und findet in neuen Fässern statt, die mehr Holz- oder Toastgeschmack verleihen. In den letzten Jahren ist eine Reihe von so genannten Super-Reservas auf den Markt gekommen, die auf diese Weise ent­standen sind. Den Mosten für diese Spitzenweine liegt immer eine besonders strikte Traubenselek­tion zugrunde, die nicht nur mächtige und kon­zentrierte Gewächse ergibt, sondern auch die Frucht enorm betont. ..."

(entnommen aus dem vorzüglichen und umfangreichen Werk "Wein" von André Dominé aus dem Jahr 2000, in Teilen zitiert)

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